Musik macht Kinder schlau

Kinder lieben Musik. Schon in ihren allerersten Lebenswochen kommen die meisten Babys mit Musik in Berührung. Schon in Mamas Bauch nehmen sie Klänge wahr und die Spieluhr am Bett und das allabendliche Schlaflied können mit beruhigenden Melodien vertraute Erinnerungen wecken und damit für einen gesunden Schlaf sorgen. Musik kann aber noch viel mehr als nur beruhigen. Mit Musik können die geistigen Fähigkeiten von Kindern gezielt gefördert werden.
Musik hat in vielerlei Hinsicht einen positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Kinder erleben Musik mit dem ganzen Körper. Melodie und Rhythmus fördern dabei sowohl die kognitiven als auch die koordinativen Fähigkeiten, und das von frühester Kindheit an. Musikalische Früherziehung ist eine kreative Möglichkeit, um Kinder bereits in frühen Jahren an die Musik heranzuführen. Eine Gelegenheit, die Eltern sich nicht entgehen lassen sollten, um ihrem Kind die bestmögliche Förderung angedeihen zu lassen.

Musik regt das Gehirn an

Das Hören von Musik löst im menschlichen Gehirn viele komplexe Reize aus. Dies gilt sowohl für das bewusste Zuhören als auch bereits für die unterbewusste Wahrnehmung tonaler Klänge. Schon im Mutterleib können Babys Klänge wahrnehmen und Tonlagen unterscheiden, so zum Beispiel die Stimmlage der Mutter. Klassische Musik ist aufgrund ihrer komplexen Struktur besonders anregend für das Gehirn. Beim Hören klassischer Musik werden viele Gehirnareale gleichzeitig angeregt und positiv beeinflusst. Dabei wird vor allem das komplexe Denken gefördert. Auch die kindliche Kreativität wird durch das Hören von Musik angeregt, denn das Gehirn lernt mit jeder Melodie neue Denkmuster kennen.
Kinder sollten früh musizieren.

Kinderlieder können außerdem durch eingängige und sich immer wiederholende Texte die Sprachfähigkeiten und die Konzentrations- und Lernfähigkeit steigern. Die Texte werden durch stetige Wiederholungen und später auch durch Mitsingen auswendig gelernt und damit dem kindlichen Wortschatz hinzugefügt. Musik stößt also bereits in frühestem Kindesalter komplexe Prozesse im Gehirn an, die für die weitere kindliche Entwicklung unverzichtbar sind.

Zu Wirkungen und Voraussetzungen der musikalischen Früherziehung– Studien zur kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern

Der Einfluss von Musik auf das menschliche Gehirn hat besonders Neurophysiologen und Musikpädagogen seit Jahren beschäftigt. Die Vermutungen, dass sich besonders komplexe Tonfolgen und Melodien positiv auf die Entwicklung des Gehirns auswirken, war lange Zeit nicht stichhaltig belegt. Der Verband Deutscher Musikschule hat nun im Rahmen einer Studie aufgezeigt, welche Schritte der kindlichen Entwicklung durch musikalische Früherziehung gezielt gefördert werden können. Die Studie trägt den Namen „Wirkungen und Voraussetzungen der musikalischen Früherziehung" und hat interessante Belege für die Bedeutung der musikalischen Früherziehung erbracht.

Rahmenbedingungen der Studie:
An der Studie nahmen 205 Kinder im Alter von sechs Jahren teil, die zuvor zwei Jahre lang eine musikalische Früherziehung besucht hatten. An 18 öffentlichen Musikschulen wurden deutschlandweit Untersuchungen durchgeführt, um die Auswirkungen der musikalischen Früherziehung auf die kindliche Entwicklung herauszuarbeiten. Eine Vergleichsgruppe bestand aus Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren, die anstelle der musikalischen Früherziehung ausschließlich eine Kindertageseinrichtung besucht hatten. Jede Testgruppe bestand aus maximal acht Kindern, wobei sich in den Gruppen der Kinder mit musikalischer Früherziehung mehr Mädchen als Jungen befanden. Dies belegt gleichzeitig den Trend, dass Mädchen häufiger zu entsprechenden Kursen angemeldet werden als gleichaltrige Jungen. Außerdem konnte die Studie feststellen, dass vor allem Kinder aus Familien mit vergleichsweise hohem Bildungsstand an der musikalischen Früherziehung teilnahmen.

Der Frankfurter Musikpädagoge Prof. Hans Günther Bastian hat ebenfalls im Rahmen einer Langzeitstudie auf die Bedeutung musikalischer Förderung im Kindesalter hingewiesen. Zwischen 1992 und 1998 untersuchte Prof. Bastian sechs Jahre lang Schüler an Berliner Grundschulen im Hinblick auf den schulischen Musikunterricht und eine Auswirkungen auf die kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Kinder. Seine Langzeitstudie mit dem Titel „Musiker(ziehung) und ihre Wirkung – Zum Einfluss von erweiterter Musikerziehung auf die allgemeine und individuelle Entwicklung von Kindern" wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Im Ergebnis ließen sich in beiden Studien folgende positiven Auswirkungen musikalischer Früherziehung und regelmäßiger Unterrichtseinheiten im Fach Musik auf die kindliche Entwicklung festhalten:

Positive Auswirkungen musikalischer Früherziehung auf die
kindliche Entwicklung nach Prof. Hans Günther Bastian
Signifikante Verbesserung der sozialen Kompetenz
Steigerung der Lern- und Leistungsmotivation
Bedeutsamen IQ-Zugewinn
Kompensation von Konzentrationsschwächen
Förderung musikalischer Leistung und Kreativität
Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit
Reduzierung von Angsterleben
Überdurchschnittlich gute schulische Leistungen trotz zeitlicher Mehrbelastung
(Quelle: http://www.hgbastian.de)

Kinder zum Musizieren ermutigen

Wie die Studie des Verbandes Deutscher Musikschulen und die Langzeitstudie Prof. Bastians gezeigt haben, wirkt sich Musik positiv auf das Gehirn aus. Vor allem Kinder profitieren in ihrer Entwicklung davon, wenn sie so früh wie möglich mit Musik in Berührung kommen. Musik fördert die kognitive und motorische Entwicklung auf spielerische Weise und vermittelt gleichzeitig wichtige soziale Kompetenzen.
Soziale Kompetenzen und Emotionen des menschlichen Gehirns

Natürlich ist nicht jedes Kind zu einem Konzertpianisten oder einem Star-Geiger geboren. Trotzdem sollten Eltern ihre Kinder so früh wie möglich ermutigen, sich selbst im Musizieren zu versuchen. Der Umgang mit einem Instrument fördert nicht nur die Feinmotorik, sondern auch die Umsetzung komplexer Denkmuster. Wenn Kinder musizieren, müssen sie sich nicht nur geistig auf die Struktur der Musik einlassen, sondern diese auch motorisch auf das Instrument übertragen. So wird die Koordination von Gehirn, Hand und Auge optimal gefördert. Die körperliche Wahrnehmung kann durch das Musizieren merklich verbessert werden. Musizieren fördert die kindliche Entwicklung.
Darüber hinaus kann eigenes Musizieren die sozialen Kompetenzen eines Kindes fördern. In Kursen zur musikalischen Früherziehung oder im Musikunterricht musizieren Kinder gemeinsam mit Gleichaltrigen und lernen so nicht nur das eigene Instrument zu beherrschen, sondern auch aufeinander zu hören und in der Gruppe zu spielen. Wichtige soziale Kompetenzen wie sich anzupassen, sich selbst für die Gemeinschaft zurückzunehmen, voneinander zu lernen und dabei auch Kritik anzunehmen werden beim Musizieren in der Gruppe vermittelt. Eltern sollten ihre Kinder allerdings nicht dazu zwingen, ein Instrument zu erlernen, wenn sie nicht selbst ein Interesse daran bekunden oder Talent zeigen. Im Kindesalter ist der spielerische Aspekt besonders wichtig, damit Musik sich positiv auf die kreative Entwicklung auswirken kann.
Auch der Musikunterricht in der Grundschule ist für die kindliche Entwicklung und den schulischen Lernerfolg von großer Bedeutung, wie Prof. Hans Günther Bastian im Rahmen seiner Langzeitstudie aufzeigen konnte. Deshalb sollte der Musikunterricht nach Meinung des Experten unbedingt im Fächerkanon der deutschen Grund- und weiterführenden Schulen verankert bleiben. Darüber hinaus empfiehlt Prof. Bastian auf der Basis seiner Studienergebnisse, dass jedes Kind bereits im Rahmen der Grundschule die Möglichkeit erhalten sollte ein Instrument zu erlernen.

Quelle:
http://www.hgbastian.de
http://www.musikschulen.de/medien/doks/projekte/Zusammenfassung-MFE-Studie-deutsch.pdf

Bildquelle:
Bild 1: http://www.kirstein.de
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